Was ist Screaming?
Screaming ist eine Stimmtechnik, die in unterschiedlichen Musikgenres benutzt wird, z.B. im Punk, Hardcore, Screamo und Metal. Andere Bezeichnungen für Screaming sind Shouting, Growling, Harsh vocals. Screaming beinhaltet Elemente wie verzerrten Gesang oder lautes Rufen, was der Stimme eine besondere Intensität verleiht.
Ich habe Screaming als Teenager*in, Ende der 1990er Jahre kennengelernt. Meine ersten wichtigen Inspirationen waren neben Punk-, Hardcore- und Screamobands, auch experimentelle Stimmtechniken von Künstler*innen wie Björk, Skin von Skunk Anansie und Poly Styrene von X Ray Spex.
Screaming war für mich von Anfang an viel mehr als „nur“ eine Gesangstechnik. Screaming hat mir ermöglicht, Gefühle auszudrücken, die sonst wenig Platz hatten, ohne das es darum ging, besonders „schön“ zu klingen oder auszusehen. Es hat mir Raum eröffnet, mich auszuprobieren und herauszufinden, wer ich sein will, anstatt wer ich sein soll.
Anti-Corpos - Sororidade, 2014. Du findest das Video hier.
Menschen ihre Erfahrungen teilen zu hören, sprechend, singend und schreiend, hat mir bewusst gemacht, dass ich mit vielem, was ich erlebe und fühle, nicht alleine bin.
G.L.O.S.S. – Girls living outside society’s shit, 2016. Du findest das Video hier.
Screaming, alleine oder gemeinsam mit anderen, hilft mir bis heute dabei, mich mit meiner Wut und Kraft zu verbinden, Gefühle rauszulassen, anstatt sie gegen mich selbst zu richten und Verbündete zu finden, mit denen ich gemeinsam etwas verändern kann.
Screaming Tipps von mir für dich.
Beim Screaming ist im Idealfall dein ganzer Körper involviert. Probiere beim Schreien entspannt zu stehen und den Ton durch deinen ganzen Körper mit all seinen Resonanzräumen vibrieren zu lassen. Du kannst auch probieren, wie es den Klang verändert, wenn du dich beim screamen bewegst. Wir suchen nach einem Sound, den mit wenig Anstrengung und ohne Druck erzeugen können.
Nimm dir Zeit dafür, verschiedene Screamingtechniken auszuprobieren und spüre genau hin, welche sich für dich am besten anfühlt. Wie du klingst, ist erstmal gar nicht so wichtig. Ein Schrei, der nicht wehtut, ist genau das, was wir am Anfang wollen. Wenn du diese Technik dann regelmäßig übst, ihr Zeit und Aufmerksamkeit widmest, wird deine Schreistimme ganz automatisch lauter und kraftvoller werden.
Screaming soll nicht wehtuen. Wenn es das trotzdem macht, nutze Schmerz wie einen Kompass, der dir zeigt, ob du auf dem richtigen Weg zu einer entspannten Schreitechnik bist. Wenn Screaming wehtut, liegt es meistens daran, dass du mit zu viel Druck schreist. Verändere deine Technik so lange, bis sie nicht wehtut, sondern sich angenehm anfühlt und Spaß macht. Wenn du Halsschmerzen hast oder heiser bist, mach mit dem Screamen eine Pause und gib deinen Stimmbändern Zeit um sich zu regenerieren.
Die meisten Menschen in meinen Workshops, haben keine Vorerfahrung mit Screaming und sind total überrascht darüber, welche Kraft und Lautstärke in ihnen steckt, wenn sie sich selbst die Erlaubnis geben, sich Raum zu nehmen. Probiere dir selbst während des Schreiens zu sagen, dass du dir Raum nehmen darfst und beobachte, was das mit deinem Körper und deiner Stimme macht.